Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, zu denen auch Herzinfarkt und Schlaganfall zählen, sind seit Jahren die häufigste Todesursache in Deutschland. Jedes Jahr sterben mehr als 350 000 Menschen daran. Neben Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck, Bewegungsmangel und (bauchbetontem) Übergewicht ist auch ein erhöhter LDL-Cholesterinwert ein Risikofaktor. Dieser kann genetisch bedingt oder durch einen ungünstigen Lebensstil entstanden sein.
Wir möchten Sie im Folgenden über Cholesterin und die Risiken, die mit einem erhöhten LDL-Cholesterinspiegel verbunden sein können, informieren. Leider werden mit Büchern und Meldungen auch Fehlinformationen verbeitet – mit fatalen Folgen. Wir empfehlen Ihnen deshalb auch die Lektüre einer Veröffentlichung von Herrn Dr. Heigl mit dem Titel „Die Cholesterin-Lüge“ – den Sonderdruck finden Sie hier.
Was ist Cholesterin?
Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt ‚Galle‘ (griech. Chole) und ‚fest‘ (griech. Stereos). Cholesterin ist für den menschlichen Organismus lebenswichtig. Es ist nicht nur Hauptbestandteil unserer Zellmembranen, sondern auch Vorstufe vieler Hormone und anderer wichtiger Substanzen im Körper, wie etwa Gallensäuren (für die Fettverdauuung) und Vitamin D. Cholesterin gelangt über zwei Wege in den Blutkreislauf: Die Leber und die Körperzellen stellen selbst Cholesterin her, und Cholesterin wird über die Nahrung – und zwar ausschließlich aus von Tieren stammenden Lebensmitteln – aufgenommen.
Cholesterin ist eine fettähnliche und daher schlecht wasserlösliche Substanz. Der Körper muss also einen Weg finden, dieses Fett im wässrigen Blut zu transportieren, deshalb verpackt er es in Eiweiß-Päckchen und bildet sogenannte Lipoproteine. Sie bestehen aus Fett (Lipid) und Eiweiß (Protein) und transportieren das Cholesterin über die Blutgefäße zu den Körperzellen, die es benötigen. Lipoproteine gibt es mit sehr niedriger Dichte (VLDL – Very Low Density Lipoproteins), mit niedriger Dichte (LDL – Low Density Lipoproteins) und mit hoher Dichte (HDL – High Density Lipoproteins).
LDL: der ungünstige Cholesterintransporter
LDL entstehen in der Blutbahn aus anderen Lipoproteinen und bringen Cholesterin zu den Körperzellen, wo es über spezielle Aufnahmestellen auf den Zellmembranen, den sogenannten Rezeptoren, in die Zellen eingeschleust wird. Ist das Cholesterinangebot größer als die Aufnahmekapazität der Zelle, verbleiben die LDL mit ihrer Cholesterinfracht im Blut und der LDL-Cholesterinspiegel steigt. Das kann auch dann der Fall sein, wenn ein genetischer Defekt am Rezeptor in den Zellmembranen vorliegt und das Einschleusen von Cholsterin nicht oder nur unzureichend funktioniert. Ist der LDL-Cholesteringehalt im Blut dauerhaft zu hoch, kann sich Cholesterin in den Gefäßwänden ablagern – sogenannte Plaques entstehen. Dadurch verengen sich mit der Zeit die Blutgefäße – es enwickelt sich eine Atherosklerose (auch „Arterienverkalkung“ genannt). Die Plaques sind zunächst weich, können sich aber verhärten und „platzen“ irgendwann. Die Folge: Eine örtliche Thrombose, d. h. ein Verschluss der betroffenen Blutgefäße. Diese Veränderungen, die Einengung und der Verschluss, führen je nach dem, wo sie vorkommen, zu Durchblutungsstörungen in den Beinen, zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Letztendlich kann man sagen: Ohne viel Cholesterin im Blut keine Atherosklerose. Deshalb empfehlen die Europäischen Leitlinien, dass der LDL-Cholesterinwert im Blut möglichst niedrig sein soll, d. h. bei gesunden Kindern unter 110 mg/dl (2,85 mmol/l) und bei gesunden Erwachsenen ohne Risikofaktoren unter 115 mg/dl (3,0 mmol/l). Je nach dem von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt ermittelten kardiovaskulären Risiko eines Menschen sinken diese empfohlenen Zielwerte für LDL-Cholesterin.
HDL: der günstige Cholesterintransporter
HDL sind dagegen nützliche Cholesterintransportformen. Sie nehmen Cholesterin auf und bringen es von den Körperzellen zur Leber zurück, wo es verstoffwechselt wird. HDL kann auch bereits an den Gefäßwänden gebundenes Cholesterin wieder herauslösen. Was sich aber mit dem Blick auf den Stoffwechsel so ideal anhört, also so als könnten viele HDL gegen Atherosklerose schützen bzw. das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, ließ sich bislang durch Studien nicht belegen. Die Bestimmung der HDL-Werte dient daher aktuell dazu, die Abschätzung des kardiovaskulären Risikos zu verfeinern. Die Europäischen Leitlinien empfehlen, dass der HDL-Cholesterinwert bei Frauen über 45 mg/dl (1,2 mmol/l) und bei Männern über 40 mg/dl (1 mmol/l) liegen sollte.
Behandle auch das Risiko, nicht nur den Cholesterinwert!
Bei der Frage, ob eine cholesterinsenkende Behandlung, z. B. mit sogenannten Statinen, notwendig ist, war bislang vor allem die Höhe des LDL-Cholesterinwertes entscheidend. Statine werden als Dauertherapie zur Senkung erhöhter LDL-Cholesterinspiegel eingesetzt, falls eine Umstellung der Ernährung, eine Reduktion vorhandenen Übergewichts und andere Maßnahmen nicht greifen.
Doch nicht immer ist nur ein erhöhter Cholesterinwert die Ursache für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Eine mehrjährige Studie hat gezeigt, dass sich bei vielen Patienten das Infarktrisiko durch Statine senken lässt, und zwar unabhängig von der Höhe des LDL-Cholesterinwertes. Neben dem Cholesterinwert ist somit das Wissen um das persönliche Infarktrisiko (kardiovaskuläres Risiko) besonders wichtig. Weitere Risikofaktoren sind u. a. das Alter, Vererbung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen, Bewegungsmangel und (bauchbetontes) Übergewicht.
Bestimmung des Cholesterinwertes – Machen Sie sich schlau!
Der Cholesterinwert wird durch eine einfache Blutentnahme (Nüchternwert) bestimmt. Einmalig erhöhte Werte sagen noch nicht viel aus. Vielmehr sollte in einem solchen Fall der Test wiederholt und die Untereinheiten HDL- und LDL-Cholesterin bestimmt werden. Außerdem werden noch die Triglyceride (Neutralfette) bestimmt. Erhöhte Triglyceridwerte wirken auch an der Entstehung einer Gefäßverkalkung mit.
Neben regelmäßigen Cholesterintests hilft bei der Abschätzung des individuellen Risikos, der sogenannte PROCAM-Risiko-Score , der anhand von acht Parametern (Alter, LDL-Wert, HDL-Wert, Triglycerid-Wert, Systolischer Blutdruck; Raucher, Diabetiker, Herzinfarkt in der Verwandtschaft) das 10-Jahres-Risiko für einen Herzinfarkt berechnet: Fragen Sie Ihren Arzt danach.
Lassen Sie Ihr Lipid-Profil bestimmen (LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Triglyzeride) und – mindestens einmal im Leben – den Lipoprotein(a)-Wert!
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